Im Labyrinth
Jedes Bild beginnt mit einer Geschichte. Und die Geschichte dieser Bilder beginnt mit der Sage von Theseus, dem König von Athen und dem Minotaurus.
Zu seiner Zeit waren die Athener nach einem verlorenen Krieg gegen Kreta dem dortigen König Minos zu Tribut verpflichtet. Jedes Jahr musste Athen sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta senden, wo sie dem Ungeheuer Minotaurus, das in einem, von Daedalus gebauten unbezwingbaren Labyrinth eingesperrt war, geopfert wurden.
Dieser Opfer müde beschloss der tapfere Theseus den Minotaurus zu töten und damit den Opfergaben ein Ende zu bereiten. Er bot sich freiwillig als Opfer an, um sich beim Minotaurus einzuschleichen und ihn zu überlisten.
In Kreta eingetroffen verliebte er sich in Minos Tochter Ariadne. Diese gab ihm, wohl wissend um die schreckliche Gefahr, vor seinem Aufbruch in das Labyrinth einen Knäuel roter Wolle mit auf den Weg. Nachdem er den Minotaurus getötet hatte, wies ihm der abgespulte rote Faden den Weg aus dem Labyrinth. Anschließend flohen Theseus und Ariadne auf die Insel Naxos.
Sich in ein Labyrinth zu wagen oder sich in einem solchen bei einer waghasligen Unternehmung wiederzufinden ist Lebensrealität. Eine ebensolche Realität ist, daß es ohne Hilfe anderer und ohne einen roten Faden kein Entrinnen aus dem Chaos gibt.
Seither sind über die Jahrtausende viele Labyrinthe entstanden – und nur solche, die es in der Wirklichkeit gibt oder gegeben hat, werden auf meinen Bildern dargestellt – immer als Metapher für Wagnis, Suche, Irrwege und Strategien, sich im Gewirr des Lebens zurechtzufinden.