Spur und Weg
Reflexionen zu Cormac McCarthy’s „Die Straße“
Wasserturm 1100 Wien, Windtengasse 3
Acryl und Blattgold auf Holz
90 x 60 cm
40 x 40 cm
Ich habe im Mai 1998 im Wasserturm mein erstes großes Malprojekt, die Reflexionen über das I GING, das chinesische Buch der Wandlungen vorgestellt. Nach vielen Jahren ist es wieder ein Buch, das mich sehr beschäftig und zu einer Arbeit geführt hat – das Buch „die Straße“ im englischen Original „the road“ des amerikanischen Schriftstellers Cormac McCarthy.
Wieder ist ein Weg, eine Wandlung, eine Straße, ein Nachdenken über das Fortschreiten und Vergehen, die Idee hinter der Gestaltung.
McCarthys Buch beschreibt den Weg eines Vaters mit seinem kranken Sohn durch ein apokalyptisch verwüstetes Amerika, auf der verzweifelten Suche nach Wärme, nach Sicherheit, nach Hoffnung und Perspektive. Es regnet kalte Asche auf ein verbranntes Land, inmitten all dieser Verwüstung lebt die Hoffnung auf Würde und Schönheit.
Sich in dem Wissen der Vergänglichkeit zurechtzufinden ist eine der wichtigsten Aufgaben von künstlerischer Arbeit. In diesem Wissen Haltung und Authentizität zu entwickeln und zu bewahren, einen Weg zu finden, und in dieser Haltung anderen Menschen Inspiration zu vermitteln, was anderes wäre die Kunst des Lebens?
In der Mitte des Bilderzyklus manifestiert sich meine erste Erinnerung – die mit weißem Kalk gestrichene Holzwand unserer Küche, derb aber voller zärtlicher Erinnerungen, danach breitet sich das Leben aus um schließlich irgendwann in Ruß und Asche zu zerfallen.
Schroff und ikonographisch auf das Werk vor 14 Jahren verweisend steht die Linie als scharfer Kontrast im dunklen Bild, die Erinnerung, die Vorstellung der Zukunft, der Verweis auf die unvergänglichen, vom Licht der Sonne bestrahlten Momente der Freude und des Glücks.
Gänzlich verspielt die Spuren auf den kleinen Bildern. Was sind wir nicht alles, und können nicht alles sein. Allein, zu zweit, nackt barfüßig, im Kreis herumlaufend, irrend und zweifelnd an einem Scheideweg, mit Stiefeln bewehrt, beschützend und gewalttätig formiert. Ein jedes Bild läßt eine Geschichte im Kopf der Betrachter entstehen, eine Geschichte des Laufens oder des Verweilens, des soll ich – oder soll ich nicht, eine Geschichte des woher und des wohin, eine normale Geschichte des Lebens.