Dr.Franz Mayrhofer
Arzt für Allgemeinmedizin

Hauptsache gesund!

Damit Gesundheit wieder zu einer Hauptsache wird, bei den Grünen und in der Stadtpolitik!

Die solidarische Verantwortung der Gesunden für die Kranken ist Teil unseres Gesellschaftsbildes. Allen Menschen, die in dieser Stadt durch Krankheit oder Pflegebedürftigkeit auf Hilfe angewiesen sind, muss der Zugang zu dieser Hilfe niederschwellig und ohne Bedingungen möglich sein.

Zehn Schritte zu mehr Gesundheit in Wien bis 2025

Dr. Franz Mayrhofer

 

  1. Ausbau der Primärversorgung. Zügige Umsetzung der im regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) vorgegebenen Anzahl von 35 Primärversorgungseinheiten für Wien bis zum Jahr 2025. Diese müssen, regionalen Erfordernissen entsprechend (Bevölkerungsstruktur, Alter…), sehr niederschwellig als Erstanlaufstelle für gesundheitliche Probleme zur Verfügung stehen. Dort sollen hilfesuchende Menschen von einem, aus vielen verschiedenen Gesundheitsberufen bestehendem Team, betreut und durch Krankheitsepisoden, mitunter auch lebenslang, begleitet werden.

Zusätzlich sollen im Rahmen von Pilotprojekten Primärversorgungseinheiten für Kinder etabliert werden. Diese sind mit allen, insbesondere zur Früherkennung und Behandlung von Entwicklungsstörungen qualifizierten Gesundheitsberufen auszustatten und entsprechende Therapie und Betreuungsangebote bereitstellen.

  1. Zügige Umsetzung von Maßnahmen zur Verkürzung der Wartezeiten im Facharztbereich. Besondere Förderung für Mangelfächer wie Kinderheilkunde, Psychiatrie, beginnend bereits bei der Ausbildung in den Krankenanstalten. Um dem Mangel an KassenfachärztInnen entgegenzuwirken müssen Initiativen ergriffen werden, Wahlärzte (bereits 70% der niedergelassenen Ärzte in Wien arbeiten nur privat) in das Kassensystem zu integrieren.

Kassenpatient*innen bitte warten…

Für Gesunde und Gutverdienende eine irrelevante Auskunft – für Kassenpatient*innen eine Quelle von Stress und Ärger, dazu nüchterne Fakten die eine klare Sprache sprechen: in Wien nimmt trotz steigender Bevölkerungszahlen die Zahl der Kassenärzt*innen ab! Gab es vor 10 Jahren noch 800 Kassenhausärzt*innen so sind es 2018 nur mehr 702 Praxen, in denen Patient*innen auf ecard behandelt werden. Von den 3872 Fachärzt*innen können nur 1600 auf Kassenkosten besucht werden. Die Folgen sind tagtäglich erlebbare Realität: endlose Wartezeiten auf Facharzttermine, stundenlange Wartezeiten in Ordinationen, allerorten keine Zeit, Verweise, es doch irgendwo „privat“ zu versuchen.

Freilich verschwinden diese Ärzt*innen nicht, sondern sie arbeiten privat in Wahlarztordinationen, deren Anzahl sich mehr als verdoppelt hat. Konkret haben in Wien nur mehr 30% der niedergelassenen Ärzt*innen einen Kassenvertrag.

19 Hausarztstellen und 29 Facharztstellen, darunter sechs Stellen für Kinder- und Jugendheilkunde und vier Kassenarztstellen für Gynäkologie sind in Wien derzeit nicht besetzt, weil sich trotz mehrmaliger Ausschreibungen keine Ärzt*innen gefunden haben, die bereit sind, als Kassenärzt*innen zu arbeiten. Zahlreiche Praxen müssen wegen Pensionierung in den nächsten Jahren neu besetzt werden und so steuert unsere Stadt sehenden Auges auf eine veritable Versorgungskrise zu. Zwar wurde im regionalen Strukturplan Gesundheit für Wien (RSG) die Schaffung von 245 neuen Kassenstellen bis 2025 vereinbart, aber selbst mit Prämien lassen sich offene Stellen nur schwer besetzen. Da die eigentlich für die Versorgung außerhalb der Spitalsmauern Verantwortlichen – die Sozialversicherung und die Ärztekammer offenbar nicht in der Lage sind. diese Krise adäquat zu bewältigen, muss das Land als politisch für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung verantwortliche Instanz massiv steuernd tätig werden. Dem Ziel, Versorgungssicherheit für alle Menschen in dieser Stadt sicherzustellen, müssen Wirtschafts- und Standesinteressen untergeordnet werden. Marktwirtschaftliche Mechanismen haben in der Gesundheitsversorgung nichts verloren, eben deshalb ist politische Einmischung mehr denn je gefragt!

 

3.Ausbau des Netzes von im Sachleistungsbereich tätigen Krankenpflegepersonen (community Nursing  = „Grätzl Schwester“).  

Realisierung des Konzeptes des „Community Health Nursing“ auf gut wienerisch: wir wollen Grätzelschwestern und Pfleger, die ebenso wie Hausärzt*innen Ansprechpartner*innen für  vielfältige medizinische und pflegerische Bedürfnisse der Bewohner*innen sind. Sie sollen auf Kassenkosten mit der ecard in Anspruch genommen werden können und entsprechend Ihrer Berufskompetenzen eine zentrale Rolle in der wohnortnahen Versorgung übernehmen. Entsprechend der spezifischen Bedürfnisse im Grätzel, die sich aus Altersstruktur, Einkommensverhältnissen  der BewohnerInnen, und dem vorhandenen Angebot an Pflege und sozialmedizinischen Diensten ergeben,  sollen Community Nurses die Menschen vor Ort kontinuierlich in Ihrem eigenem Lebensraum betreuen.  Neben Älteren, chronisch Kranken und Behinderten müssen diese Professionist*innen alle an den Rand gedrängten  gesellschaftlichen Gruppen dabei unterstützen gesund zu bleiben, und Krankheit kompetent und selbstbestimmt zu bewältigen. Das erforderliche Wissen für diese Aufgaben muss vermittelt werden und diese Versorgungsebene muss mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet werden.

2020 wurde von der WHO zum internationalen Jahr der Pflegefachpersonen und Hebammen erklärt. Dies muss als lautstarkes Signal wahrgenommen werden, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung  massive Wissensdefizite hinsichtlich Wichtigkeit und  Stellenwert der Pflegeberufe gibt. Diese Defizite bestehen sowohl hinsichtlich des Wissens um die tatsächlichen Kenntnisse und Fähigkeiten dieser Professionen als auch der umfassenden Möglichkeiten, die sich aus der Inanspruchnahme dieser Kompetenzen ergeben.

  1. Massive personelle Aufstockung in allen Bereichen der Pflege sowie der Verwaltung in den Einrichtungen des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Sowohl im Bereich der stationären Pflege – der Spitals – und der Langzeitpflege, als auch im Bereich der verschiedenen ambulanten Pflegedienste besteht ein Notstand. Bis 2030 entsteht ein zusätzlicher Bedarf von 24.000 Pflegepersonen österreichweit. Zur Deckung des Bedarfes für Wien müssen neben Ausbildungs- und Umschulungsoffensiven Maßnahmen stehen, die den Pflegeberuf attraktiver machen.

Die Schließung der Kinderabteilung des KH Nord mitten in der Grippezeit kann am allerwenigsten dem dort tätigen Personal angelastet werden. Sie ist das Ergebnis einer jahrelangen Strategie der Krankenanstalten Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Beschäftigten durchzudrücken.

Der KAV als größter Arbeitgeber in Wien beschäftigt rund 30.000 Menschen darunter 4.500 Ärzte und 12.000 diplomiert Gesundheits- und Krankenpfleger*innen.

Besonders im Bereich der Pflege aber auch bei den medizinisch technischen Fachkräften besteht ein durch Personalmangel mitverursachter massiver Zeit und Arbeitsdruck.  In zahlreichen Bereichen sind die Kontakte mit Patient*innen anhand eines Tätigkeitskataloges in Minuten und Sekunden getaktet mit dem Ergebnis, dass zum Beispiel die Betreuung eines sterbenden Menschen nicht länger als 9 Minuten und  24 Sekunden dauern darf. Häufige Krankenstände als Ergebnis der Überlastung, ein Ausweichen in Teilzeit mit entsprechenden Lohneinbußen und hohe Drop out Raten (bis zu 30% in den ersten fünf Arbeitsjahren) verstärken die dramatische Situation. Ich schließe mich vollinhaltlich den Forderungen der gewerkschaftlichen Vertretung der Pflegenden und der Arbeiterkammer an und fordere für den Bereich aller Wiener Krankenanstalten
– die sofortige Aufstockung der Personalressourcen um 20 Prozent – als Akutmaßnahme, um einen drohenden Pflegenotstand zu verhindern.
– bundesweit einheitliche Vorgaben für alle Krankenhäuser, die mit Augenmaß, verbindlich und vor allem unter Einbindung der Betroffenen – also der MitarbeiterInnen – festgelegt werden.
– eine Offensive in der Aus- und Weiterbildung, um auch mittel- und langfristig sicherstellen zu können, dass ausreichend PflegerInnen ausgebildet werden, damit die PatientInnen gut betreut werden können.

Nicht zu vergessen die Einführung der 35 Stunden Woche alle Bereiche der Sozialwirtschaft Österreich.

Insbesondere der Umstand dass die Menschen erfreulicherweise älter werden führt zu einem massiven Mehrbedarf an Pflegekräften, dessen Ausbildung hier und jetzt beginnen muss. In diesem Zusammenhang auf ein Abwerben von Pflegekräften aus ärmeren Ländern zu setzen ist eine unwürdige und zynische Strategie und strikt abzulehnen.
Die Diskussion über neue Ausbildungsmodelle für die Pflege darf nicht darüber hinwegtäuschen, das es vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen sind die für den Mangel an Interesse an den Pflegeberufen verantwortlich sind.

Allen Wienerinnen und Wienern muss bei Bedarf ein gut ausgebildetes, motiviertes und mit seiner Tätigkeit zufriedenes und freundliches Pflegepersonal zur Seite stehen. Die Vorraussetzungen dafür muss  die Politik schaffen!

5.
Deutliche Erhöhung der Anzahl von ärztlichen Stellen in den öffentlichen Krankenanstalten.
Die EU-Arbeitszeitrichtlinie für Ärzt*innen (max 48 Wochenstunden) muss sehr zeitnahe umgesetzt werden. Gezielte Förderung der Einrichtung von Ausbildungsplätzen in Mangelfächern. (Kinder, Psychiatrie)
Anreize, etwa Stipendienmodelle sollen StudentInnen für eine spätere ärztliche Tätigkeit in Wien gewinnen. Dies auch als eine von mehreren Maßnahmen, um zu verhindern,  dass weiterhin rund ein Drittel der Medizin-Absolvent*innen Österreich verlassen.

Bis vor 20 Jahren gab es im Bereich der Ärzt*innenarbeitszeiten überhaupt keinerlei Regelungen.  Seit 2003 gibt es eine entsprechende EU-Arbeitszeitrichtlinie, die vorsieht, dass die Wochenarbeitszeit von 48 Stunden nicht überschritten werden darf. Nach langen Verzögerungen wurde mit 1. Jänner 2015 die Neuregelung im Ärzte-Arbeitszeitgesetz in Österreich beschlossen, allerdings wieder mit der Hintertür, wonach Ärzt*innen „freiwillig“ mit einem Opt-out aus dem Gesetz bis zu 55 Stunden pro Woche arbeiten dürfen. Dies alles, um mit dem vorhandenen Personalstand die anfallende Arbeit bewältigen zu können. Der Preis ist freilich ein hohes Maß an Arbeitsunzufriedenheit und diese Unzufriedenheit ist eine der Ursachen für die massive Abwanderung von ÄrztInnen aus Österreich. Ein Drittel der AbsolventInnen der medizinischen Fakultät verlässt das Land nach Abschluss der Ausbildung. Das führt neben dem volkswirtschaftlichen Schaden – die Ausbildung  eines/r Mediziner*in kostete die Bürger mehr als 100.000 Euro – zu einem chronischen Mangel an ärztlichem Personal in den Krankenanstalten. Die Folge dieses Mangels ist nicht nur in der tagtäglichen Arbeit spürbar, an den Folgen von Zeit und Mitteln leidet auch die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchs. Unter anderem mit dem Ergebnis, dass die Ausbildung von Ärzt*innen für Allgemeinmedizin, die ja nicht im unmittelbaren Interesse der Krankenanstalten liegt, nur in völlig unzureichendem Ausmaß stattfindet. Die eben angekündigte Aufstockung der ärztlichen Stellen im KAV um 250 Stellen ist ein guter Anfang.

Im Sinne der nachhaltigen Sicherung der Versorgung will ich mich dafür einsetzen, dass neben der optimalen Patient*innenbetreuung insbesondere auch die Ausbildungsqualität für zukünftiges ärztliches Personal nachhaltig verbessert wird.

  1. Investitionsoffensive in die Infrastruktur.

Neben spektakulären Neubauten gibt es in Wien große Krankenanstalten, die dringend erneuert und auf den aktuellen Stand der medizinischen Technik gebracht werden müssen.  Dies erfordert die Sicherstellung der Qualität der Versorgungsleistung. Ausserdem haben alle in diesen Einrichtungen arbeitenden Menschen Anspruch auf einen zeitgemäßen Arbeitsplatz.

Während auf der einen Seite das neu in Betrieb genommene Krankenhaus Nord in Floridsdorf als „modernstes Spital in Europa“ gefeiert wird befinden sich die anderen großen Krankenanstalten  Wiens in einem zum Teil besorgniserregendem baulichen Zustand.  Dies unter anderem als Folge der beim Neubau des Krankenhaus Nord aufgetretenen  massiven Kostenüberschreitungen.  Aufgrund dadurch fehlender  Mittel ist es  zu einem  Investitionsstau im Bereich der Wiener Krankenanstalten gekommen.  Beispielhaft sei das Wilhelminenspital genannt, dessen Sanierung und Teilneubau  885 Millionen Euro kosten wird. Aber auch die Krankenanstalt Rudolfstiftung und das Krankenhaus  Hietzing haben einen riesigen Sanierungsbedarf. Insgesamt liegt der Bedarf laut einer vom KAV in Auftrag gegebener Studie bei zumindest 2,7 Milliarden Euro für die nächsten Jahre. Diese Mittel müssen umgehend bereitgestellt und die überfälligen Sanierungsmaßnahmen  beauftragt werden.

Moderne Medizin erfordert eine funktionelle und zeitgemäße Infrastruktur. Von der Größe der Krankenzimmer bis hin zur Ausrüstung mit einer zeitgemäßen EDV, von der Ausstattung von Operationsräumen bis hin zur Ermöglichung effektiver Rehabilitationsmaßnahmen, die Bürger dieser Stadt habe ein Anrecht  auf eine Versorgung auf höchstem Niveau.

  1. Psychotherapie auf „Krankenschein“. Die im Regierungsprogramm fixierte bedarfsgerechte Versorgung psychisch Erkrankter muss bis 2024 im Sachleistungssystem (= auf eCard) umgesetzt werden. Dazu muss das derzeit verfügbare Stundenkontingent für Psychotherapie sowohl im niedergelassenen wie auch im institutionellen Bereich sukzessive aufgestockt werden. Für Psychotherapie muss ein Gesamtvertrag verhandelt und erreicht werden.

Bis 2024 Psychotherapie auf Krankenschein für Alle – so haben wir es in das Regierungsprogramm hineinverhandelt. Nun geht es darum dieses Vorhaben in Wien umzusetzen! Dazu braucht es eine kraftvolle Initiative, die Psychotherapeut*innen, Sozialversicherungen und Verantwortungsträger der Stadt Wien an einen Tisch holt, um zügig die notwendigen Verträge zu gestalten. Sowohl den Institutionen, die Psychotherapie anbieten, als auch den Therapeut*innen in freier Praxis müssen Arbeitsbedingungen geboten werden, die zu einem  bedarfsgerechten  Angebot  für Kassenpatient*innen führen. Die Sozialversicherungen müssen bereit sein, zusätzliche Mittel bereitzustellen – Expert*innen sprechen von einer notwendigen Verdoppelung der derzeitigen Ausgaben – und die Stadt muss energisch die Therapiemöglichkeiten im Bereich ihrer Institutionen ausbauen. Die ersten Schritte müssen im Bereich der Versorgung von Kindern und Jugendlichen gesetzt werden, zudem müssen Versorgungsstrukturen etabliert werden, die eine oftmals erforderliche  langfristige psychotherapeutische Begleitung sicherstellen. Eine solche Strategie, notwendige Behandlungen als Selbstverständlichkeit bereit zu stellen, ist nicht nur im unmittelbaren Interesse der Betroffenen. Bei einer durchschnittlichen Krankenstanddauer von 34,6 Tagen bei psychischen Krisen, der höchsten nach Tumorerkrankungen, und vor dem Hintergrund, dass jährlich über 20 Millionen Packungen Psychopharmaka um mehr als 200 Millionen Euro verordnet werden stellen psychische Erkrankungen auch eine ökonomische Herausforderung dar. Laut OECD betragen die volkswirtschaftlichen Kosten durch psychische Erkrankungen für Österreich 11 Milliarden Euro jährlich und die WHO geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 Depression zur häufigsten Diagnose überhaupt wird. Diese Fakten untermauern die

Dringlichkeit von Maßnahmen und sind Auftrag, in Wien endlich Erhalt und Wiederherstellung psychischer Gesundheit  zu einer Hauptsache zu machen!

  1. Gesundheitsförderung muss im Alltag ankommen! Schaffung eines Anreizsystems für gesundheitsfördernde Initiativen in allen Lebensbereichen. Von der gesunden Mahlzeit in Kindergarten und Schule, gesundheitsfördernder Gestaltung von Wohn – und Arbeitsplätzen, bis zur speziellen Förderung entsprechender Freizeitaktivitäten muss es vielfältige Angebote geben.

Wir können und wollen niemanden zwingen sich gesundheitsfördernd zu verhalten, aber es muss Ziel der Gesundheitspolitik sein, Menschen zu motivieren, sich für eine gesunde Lebensführung zu entscheiden. Diese Motivation braucht in erster Linie glaubwürdige, alltagstaugliche und interessante Angebote.

In Wien bietet die Wiener Gesundheitsförderung ein vielfältiges Angebot an Initiativen, die von einem Rand zu einem Hauptthema gemacht werden müssen!

So selbstverständlich wie alle Vorhaben der Stadt auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden, müssen auch gesundheitliche Auswirkungen Teil von Genehmigungsprozessen sein. Dass dann Cola-Automaten aus Schulen fliegen und arbeitsmedizinische Dienste Überstunden leisten, soll mich freuen!

Dahinter steht meine Überzeugung, dass Menschen sich nur dann wirklich wohlfühlen können, wenn auch die Lebenswelten, in denen sie leben, arbeiten, lernen und wohnen, gesundheitsförderlich und nicht krankmachend sind.

Initiativen zur Gesundheitsförderung müssen sich an das einzelne Individuum wenden, wesentliche Vorrausetzungen für Erhalt und Förderung von Gesundheit werden jedoch in Chefetagen von Firmen und Verwaltung verhandelt und die dort Verantwortlichen müssen verstärkt in die Pflicht genommen werden.

Gefordert ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz der sich, etwa im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung, nicht auf rückenschonende Arbeitsplätze und eine Salatbar in der Kantine beschränkt, sondern auch Maßnahmen zur Verbesserung der Führungs- und Unternehmenskultur, des Betriebsklimas, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Umsetzung einer wertschätzenden Kommunikation beinhaltet. Gesundheitsförderung zu einer Hauptsache machen!

  1. Wesentliche Impulse für die Prävention durch, auf besonders gefährdete Zielgruppen abgestimmte Programme zur Vorsorge. Erkennung erhöhter Risiken und Früherkennung möglicher abwendbarer Krankheiten ersparen den Betroffenen Leid und der Gesellschaft hohe Folgekosten. Sehr niederschwelliger, nicht in erster Linie mit Druck sondern durch Anreize stimulierter Zugang zu Vorsorgeprogrammen etwa Impfprogrammen.

Vorbeugen ist besser als heilen!

Wer schickt denn gerne sein Kind auf einen unsicheren Schulweg? Wer hat denn gerne einen lauten und staubigen Arbeitsplatz?  Wer atmet denn gerne massenhaft Feinstaub ein? Wer isst denn gerne antibiotikabelastete Lebensmittel? Eben! Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit  Menschen überhaupt erst die Entscheidungsfreiheit bekommen, vorbeugend zu Handeln. Wir brauchen keine erhobenen Zeigefinger sondern attraktive Möglichkeiten gesunderhaltend zu leben!

  1. Gezielte Förderung von Gesundheitskompetenz und Selbstverantwortlichkeit. Darunter fällt die Unterstützung und Vernetzung von Selbsthilfegruppen ebenso wie Maßnahmen, die die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, stärken. Alle Menschen sollen im Alltag angemessene Entscheidungen zu ihrer Gesundheit treffen können.

Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag angemessene Entscheidungen zur Gesundheit treffen zu können .Dr. Google zeigt uns, dass es nicht die Menge an Information ist, die weiterhilft, sondern die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem, Häufiges von Seltenem und Gefährliches von Ungefährlichem zu unterscheiden. Auch die Vielfalt des Angebotes an Hilfsmöglichkeiten ist nicht per se ein Vorteil, wenn es an Kompetenz, fehlt den richtigen Weg  einzuschlagen.  Mangelnde Gesundheitskompetenz verteuert das Versorgungssystem und verursacht zusätzliche Krankenhausaufenthalte und Gesundheitsschäden.

Es fehlt nicht an Konzepten zu Förderung der Gesundheitskompetenz,  die Defizite liegen in der Umsetzung.  Ich will eine Umsetzungsoffensive der von der österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz erarbeiteten Schwerpunkte.  So muß es zu einer deutlichen Vereinfachung der Orientierung im Gesundheitssystem kommen. Der Anspruch auf leicht verständliche, unabhängige und verlässliche Information (leichte Sprache) muss durchgesetzt werden. Auf der anderen Seite muss besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse benachteiligter Gruppen gelegt werden. Aktiv und aufsuchend müssen Gruppen angesprochen werden, die aufgrund von chronischen Erkrankungen und schwierigen Lebensverhältnissen auf Kompetenz angewiesen sind, um selbstbestimmt ihre Situation bewältigen zu können

Die ersten Zehn Schritte sind erst der Anfang des Weges. Weiter Schritte müssen folgen, schlagwortartige einige wichtige:

Ausbau der Arbeitsmedizin,

Aufwertung der Schulmedizin,

Reduktion der Rezeptgebühren,

Verhinderung von Selbstbehalten

Verpflichtung zur leichte Sprache im Umgang mit Patient*innen

Stärkung der Patientenrechte und Etablierung einer verschuldensunabhängigen Entschädigung bei Fehlern im niedergelassenen Bereich

Schwerpunkt Migration und Angebote muttersprachlicher medizinischer Betreuung,

Gendermedizin,

Zulassung von  Medizinalhanf,

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